Wish muss Preistransparenz erhöhen

02.08.2022

In enger Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und dem europäischen Netzwerk natio­naler Konsumentenschutzbehörden (CPC) gelang es der niederländischen Konsumenten- und Marktbehörde (ACM), die E-Commerce-Plattform Wish dazu zu bewegen, die Preistransparenz im Sinne der EU-Anforderungen zu erhöhen.

Laut ACM lockte Wish Konsumenten mit erheblichen irreführenden Rabatten zu Käufen, die Konsumenten womöglich nicht getätigt hätten, wenn sie alle relevanten Informationen vorliegen gehabt hätten. Darüber hinaus nutzte Wish eine personalisierte Preisgestaltung, bei der Preise auf dem Kaufverhalten und dem Standort des Konsumenten basieren. 

Ein Kritikpunkt, den unter anderem die Verbraucherzentrale Hessen äusserte, war die unübersichtliche Preisgestaltung von Wish. Viele Produkte wurden äusserst billig angepriesen. Weil die Verkäufer jedoch in Asien ansässig sind, kamen happige Steuern, Versand- und Zollgebühren hinzu. 

Wish nimmt Händler stärker an die Kandare

Nun verpflichtet sich Wish, irreführenden Praktiken ein Ende zu setzen. Dazu gehört Werbung für Rabatte, die nicht auf der Grundlage eines tatsächlich berechneten Preises erstellen wurden. Ebenfalls Schluss machen will Wish mit der Verwendung nicht offengelegter perso­nalisierter Preise auf der Grundlage des Verhaltens und des Standorts des Konsumenten. Nicht nur ACM-Direktor Edwin van Houten begrüsst diesen Schritt der Plattform, sondern auch EU-Kommissar Didier Reynders: «Preistransparenz ist ein wesentliches Gut für einen gut funktionierenden und wettbe­werbsfähigen Binnenmarkt, sowohl für Konsumenten, als auch für Unternehmen. Da wir die Änderung der Vorgehensweise von Wish im Bereich der Preistransparenz begrüssen, erwarten wir auch kontinuierliche Bemühungen zur Gewährleistung der Produktsicherheit im Einklang mit ihren Verpflichtungen im Rahmen des Product Safety Pledge.»

Probleme mit EU-Recht festgestellt

Die EU-Konsumentenschutzbehörden hatten bei ihrer regelmässigen Überwachung der Geschäftspraktiken von Online-Plattformen bei Wish eine Reihe von Problemen mit dem EU-Konsumentenrecht festgestellt. Bedenken wurden auch im Zusammenhang mit dem koordinierten Screening oder „Sweep“ von Anzeigen zum Coronavirus auf Online-Plattformen im Jahr 2020 geäussert. Wish hatte sich bereits im April 2021 verpflichtet, irreführende Praktiken wie die Werbung mit gefälschten Rabatten (die beispielsweise nicht auf einem tatsächlich berechneten Preis beruhen) und die Verwendung nicht offengelegter personalisierter Preise, die auf dem Verhalten und dem Standort des Käufers basieren, zu unterbinden.

Als Ergebnis der Zusammenarbeit hat Wish nun eine neue Schnittstelle implementiert, um nicht authentische und irreführende Preisnachlässe zu verhindern, die von seinen Geschäftspartnern beworben werden. Auch die Verwendung von Techniken zur Preispersonalisierung wurde eingestellt.

Probleme auch nach dem Kauf

Es gab allerdings noch weitere Beschwerden über Wish. So hätte es unangekündigte Kontosperrungen gegeben, die von Wish als Missbrauch der Rückerstattungs- und Rückgaberichtlinien begründet wurden. Den betroffenen Kunden hat Wish den Zugriff auf Kundenservice besperrt und sie konnten keine Bestellungen zurücksenden oder Mängel melden. 

Ferner habe Wish gemäss Verbraucherzentrale dazu aufgerufen, dass die Kunden dennoch weiter Bestellungen tätigen, da so ihr guter Ruf wiederhergestellt werden würde. Weiter kam es bei Kunden zu Problemen, weil die Lieferzeiten teilweise so lang waren, dass sie Mahnungen erhalten haben, bevor die Ware überhaupt eingetroffen ist. 

In der Vergangenheit hat die Verbraucherzentrale Hessen Wish bereits erfolgreich abgemahnt, weil AGB nicht übersetzt wurden und das Impressum nicht vollständig war. 

Viele Spielwaren von Aliexpress und Wish enthielten Giftstoffe

Der Spielwaren Verband Schweiz (SVS) hatte im Sommer 2019 bei Aliexpress und Wish direkt in China kritische Spielwaren bestellt und getestet, siehe Medienmitteilung von 2019. Sieben von zehn Spielwaren enthielten Schadstoffe, sechs davon überschritten die gesetzlichen Grenzwerte massiv.

Die verlockenden Angebote bei den Online-Plattformen haben einen gefährlichen Haken: Anders als im Schweizer Spielwarenhandel kontrolliert hier niemand kritische Spielwaren auf ihre Sicherheit. «Das ist ein Missstand, der auch uns beschäftigt, denn hier fehlen schlicht die gesetzlichen Grundlagen», sagte 2019 Peter Brodmann, Leiter des Kantonslabors Baselland, das in der Deutschschweiz für die Kontrolle von Spielwaren spezialisiert ist. 

Im Gegensatz zu Privatpersonen sind Schweizer Grosshändler und Detaillisten von Spielwaren verpflichtet, die strengen Normen der Spielzeugverordnung einzuhalten. Zudem wird der Schweizer Spielwarenhandel vom kantonalen Vollzug regelmässig kontrolliert.