Alarmierend: Viele Spielwaren von Aliexpress und Wish enthalten Giftstoffe
01.10.2019
Der Spielwaren Verband Schweiz hat bei Aliexpress und Wish direkt in China kritische Spielwaren bestellt und getestet. Sieben von zehn Spielwaren enthielten Schadstoffe, sechs davon überschritten die gesetzlichen Grenzwerte massiv.
Wer über das Internet direkt in China Spielwaren einkauft, kann die Gesundheit seiner Kinder ernsthaft gefährden. Die aufstrebenden Online-Marktplätze Aliexpress und Wish liefern zu Dumping-Preisen Spielwaren in die Schweiz. Aufgrund eines Abkommens mit dem Weltpostverein oft versandkostenfrei.
Völlig unkontrollierte Einfuhren
Diese verlockenden Angebote haben einen gefährlichen Haken: Anders als im Schweizer Spielwarenhandel kontrolliert hier niemand kritische Spielwaren auf ihre Sicherheit. «Das ist ein Missstand, der auch uns beschäftigt, denn hier fehlen schlicht die gesetzlichen Grundlagen», sagt Peter Brodmann, Leiter des Kantonslabors Baselland, das in der Deutschschweiz für die Kontrolle von Spielwaren spezialisiert ist.
Im Gegensatz zu Privatpersonen sind Schweizer Grosshändler und Detaillisten von Spielwaren verpflichtet, die strengen Normen der Spielzeugverordnung einzuhalten. Zudem wird der Schweizer Spielwarenhandel vom kantonalen Vollzug regelmässig kontrolliert.
2019 Import von Warenwert über 1 Milliarde CHF
Aliexpress und Wish werden gemäss Carpathia in diesem Jahr voraussichtlich für mehr als für 1 Milliarde CHF Waren in die Schweiz liefern (2018: 660 Mio.). Es handelt sich somit längst nicht mehr um einen zu vernachlässigendem Nischenabsatz-Kanal wie etwa an der Chilbi.
Daher hat der Spielwaren Verband Schweiz (SVS) für ein Mal die Rolle des Vollzugs übernommen und ein Dutzend kritische Produkte wie Wasserspielzeug, Aktionsfiguren, Squishy-Figuren, Stickers und Puppenaccessoires von einem unabhängigen Schweizer Labor testen lassen. Das Ergebnis ist alarmierend: Kein einziges wäre in der Schweiz verkehrsfähig – schon aufgrund der fehlenden Kennzeichnungen. «Eine Mutter weiss bei diesen Spielwaren nicht einmal, für welche Alterskategorie es geeignet ist», sagt SVS-Präsident Rolf Burri.
Laborpersonal litt unter Kopfschmerzen und Übelkeit
Von zwölf bestellten Produkten sind zehn innerhalb der angegebenen Lieferfrist eingetroffen. Von den zehn untersuchten Spielwaren enthielten sieben Schadstoffe, wovon sechs weit über dem Grenzwert lagen und eines exakt auf dem Grenzwert. Gefunden haben die Chemiker Lösemittel (viel zu hohe Werte), Blei , Nickel (stark allergen), DEHP sowie Bor (beide Substanzen können stark auf das Hormonsystem von Kindern eingreifen), allergisierende und reizende Substanzen wie zum Beispiel Cyclohexanon, dann sehr hohe Werte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK.
Ein Produkt enthielt derart viel Lösemittel, so dass die Chemiker im Labor unter Übelkeit und Kopfschmerzen litten – schlicht durch die Kontamination der Luft.
Die getesteten Produkte mit Bild und Laborbeurteilung
Hier wurde zu den Lösemitteln eine Nickelabgabe beim Schlüsselring festgestellt. Nickel ist stark allergen und darf in metallischen Artikeln mit Hautkontakt nicht abgegeben werden. In der Spielzeugverordnung ist Nickel separat geregelt. Der Artikel ist dadurch nicht verkehrsfähig.
Das Material enthält recht hohe Mengen DEHP. Dieses Phthalat ist streng reglementiert, da es auf das Hormonsystem der Kinder eingreifen kann. Zusätzlich haben wir Blei im Lot gefunden (RoHS Richtlinie). Es fehlt jegliche Kennzeichnung nicht nur bezüglich den Vorgaben für Spielzeug, sondern auch weil eine Batterie enthalten ist. Nicht verkehrsfähig!
Enthält sehr hohe Mengen an Lösemitteln. Selbst die Erwachsenen im Testlabor haben hiervon Kopfschmerzen und Übelkeit bekommen. Die vorgegebenen Höchstwerte wurden bei Toluol und Cyclohexanon überschritten. Der Artikel ist ziemlich sicher gefälscht und wurde geliefert, obwohl er im europäischen Schnellwarnsystem Rapex/Safety Gate eingetragen ist. Auch dort handelt es sich um eine Fälschung.
Cyclohexanon: In der Schweizer Spielzeugverordnung sind keine Höchstwerte festgelegt. Dennoch sollten diese Substanzen vermieden werden. Sie kann oral, über eine Inhalation oder über die Haut (Kontaktgift) aufgenommen werden und reizt die Haut, die Augen und die Atemwege. Bereits bei einer Temperatur von 20°C kommt es langsam zu einer toxischen Kontamination der Luft. Eine Einwirkung auf die Augen und/oder die Haut ist an einer Rötung und Schmerzen zu erkennen. Der Artikel hat von den Squishys noch am besten abgeschnitten.
Bis auf die fehlende Kennzeichnung war der Artikel in Ordnung.
Haut, die Augen und die Atemwege.
Bis auf die Kennzeichnung war der Artikel in Ordnung.
Hier hat das Labor 1200 mg/kg Bor bei der Migration festgestellt. Das ist genau der Grenzwert. Wird die Messunsicherheit von 25% berücksichtigt, wäre der Wert überschritten. Bor greift auch auf das Hormonsystem der Kinder ein (endokriner Disruptor).
Bis auf die Kennzeichnung war der Artikel in Ordnung.
Hier hat das Labor hohe Mengen an unterschiedlichen PAKs gefunden. Darunter zwei über dem Grenzwert von 0.5 mg/kg. PAK können gesundheitsschädigend wirken, einige gelten als krebserzeugend, zum Teil können sie auch das Erbgut verändern oder die Fortpflanzung gefährden. Hier wurden sehr hohe Werte gefunden. Der Artikel wäre in der Schweiz nicht verkehrsfähig.
Kontakt
Spielwaren Verband Schweiz
Herr Sandro Küng
Geschäfts- und Medienstelle
Sonneggstrasse 86
CH-8006 Zürich
Wer über das Internet direkt in China Spielwaren einkauft, kann die Gesundheit seiner Kinder ernsthaft gefährden. Die aufstrebenden Online-Marktplätze Aliexpress und Wish liefern zu Dumping-Preisen Spielwaren in die Schweiz. Aufgrund eines Abkommens mit dem Weltpostverein oft versandkostenfrei.
Völlig unkontrollierte Einfuhren
Diese verlockenden Angebote haben einen gefährlichen Haken: Anders als im Schweizer Spielwarenhandel kontrolliert hier niemand kritische Spielwaren auf ihre Sicherheit. «Das ist ein Missstand, der auch uns beschäftigt, denn hier fehlen schlicht die gesetzlichen Grundlagen», sagt Peter Brodmann, Leiter des Kantonslabors Baselland, das in der Deutschschweiz für die Kontrolle von Spielwaren spezialisiert ist.
Im Gegensatz zu Privatpersonen sind Schweizer Grosshändler und Detaillisten von Spielwaren verpflichtet, die strengen Normen der Spielzeugverordnung einzuhalten. Zudem wird der Schweizer Spielwarenhandel vom kantonalen Vollzug regelmässig kontrolliert.
2019 Import von Warenwert über 1 Milliarde CHF
Aliexpress und Wish werden gemäss Carpathia in diesem Jahr voraussichtlich für mehr als für 1 Milliarde CHF Waren in die Schweiz liefern (2018: 660 Mio.). Es handelt sich somit längst nicht mehr um einen zu vernachlässigendem Nischenabsatz-Kanal wie etwa an der Chilbi.
Daher hat der Spielwaren Verband Schweiz (SVS) für ein Mal die Rolle des Vollzugs übernommen und ein Dutzend kritische Produkte wie Wasserspielzeug, Aktionsfiguren, Squishy-Figuren, Stickers und Puppenaccessoires von einem unabhängigen Schweizer Labor testen lassen. Das Ergebnis ist alarmierend: Kein einziges wäre in der Schweiz verkehrsfähig – schon aufgrund der fehlenden Kennzeichnungen. «Eine Mutter weiss bei diesen Spielwaren nicht einmal, für welche Alterskategorie es geeignet ist», sagt SVS-Präsident Rolf Burri.
Laborpersonal litt unter Kopfschmerzen und Übelkeit
Von zwölf bestellten Produkten sind zehn innerhalb der angegebenen Lieferfrist eingetroffen. Von den zehn untersuchten Spielwaren enthielten sieben Schadstoffe, wovon sechs weit über dem Grenzwert lagen und eines exakt auf dem Grenzwert. Gefunden haben die Chemiker Lösemittel (viel zu hohe Werte), Blei , Nickel (stark allergen), DEHP sowie Bor (beide Substanzen können stark auf das Hormonsystem von Kindern eingreifen), allergisierende und reizende Substanzen wie zum Beispiel Cyclohexanon, dann sehr hohe Werte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK.
Ein Produkt enthielt derart viel Lösemittel, so dass die Chemiker im Labor unter Übelkeit und Kopfschmerzen litten – schlicht durch die Kontamination der Luft.
Die getesteten Produkte mit Bild und Laborbeurteilung
Hier wurde zu den Lösemitteln eine Nickelabgabe beim Schlüsselring festgestellt. Nickel ist stark allergen und darf in metallischen Artikeln mit Hautkontakt nicht abgegeben werden. In der Spielzeugverordnung ist Nickel separat geregelt. Der Artikel ist dadurch nicht verkehrsfähig.
Das Material enthält recht hohe Mengen DEHP. Dieses Phthalat ist streng reglementiert, da es auf das Hormonsystem der Kinder eingreifen kann. Zusätzlich haben wir Blei im Lot gefunden (RoHS Richtlinie). Es fehlt jegliche Kennzeichnung nicht nur bezüglich den Vorgaben für Spielzeug, sondern auch weil eine Batterie enthalten ist. Nicht verkehrsfähig!
Enthält sehr hohe Mengen an Lösemitteln. Selbst die Erwachsenen im Testlabor haben hiervon Kopfschmerzen und Übelkeit bekommen. Die vorgegebenen Höchstwerte wurden bei Toluol und Cyclohexanon überschritten. Der Artikel ist ziemlich sicher gefälscht und wurde geliefert, obwohl er im europäischen Schnellwarnsystem Rapex/Safety Gate eingetragen ist. Auch dort handelt es sich um eine Fälschung.
Cyclohexanon: In der Schweizer Spielzeugverordnung sind keine Höchstwerte festgelegt. Dennoch sollten diese Substanzen vermieden werden. Sie kann oral, über eine Inhalation oder über die Haut (Kontaktgift) aufgenommen werden und reizt die Haut, die Augen und die Atemwege. Bereits bei einer Temperatur von 20°C kommt es langsam zu einer toxischen Kontamination der Luft. Eine Einwirkung auf die Augen und/oder die Haut ist an einer Rötung und Schmerzen zu erkennen. Der Artikel hat von den Squishys noch am besten abgeschnitten.
Bis auf die fehlende Kennzeichnung war der Artikel in Ordnung.
Haut, die Augen und die Atemwege.
Bis auf die Kennzeichnung war der Artikel in Ordnung.
Hier hat das Labor 1200 mg/kg Bor bei der Migration festgestellt. Das ist genau der Grenzwert. Wird die Messunsicherheit von 25% berücksichtigt, wäre der Wert überschritten. Bor greift auch auf das Hormonsystem der Kinder ein (endokriner Disruptor).
Bis auf die Kennzeichnung war der Artikel in Ordnung.
Hier hat das Labor hohe Mengen an unterschiedlichen PAKs gefunden. Darunter zwei über dem Grenzwert von 0.5 mg/kg. PAK können gesundheitsschädigend wirken, einige gelten als krebserzeugend, zum Teil können sie auch das Erbgut verändern oder die Fortpflanzung gefährden. Hier wurden sehr hohe Werte gefunden. Der Artikel wäre in der Schweiz nicht verkehrsfähig.